Reben im Hausgarten, auf Terrassen und als Dachgartenzierde erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Etwas Umsicht ist allerdings angebracht, damit Sie auch wirklich eine prächtige Ernte einfahren können.

Fragt man Dr. Hermann Zulauf nach Tipps rund um prächtige Reben im Hausgarten, wird sofort klar: Einfach kaufen, irgendwo setzen und auf gute Resultate hoffen? Vergebene Liebesmüh: «Wenn Sie Reben setzen, haben Sie schon bei der Standortwahl zwei Möglichkeiten. Entweder pflanzen Sie an einer vor Regennässe geschützter Stelle, also an einer Wand unter einem Vordach. Oder Sie setzen Ihre Rebstöcke im Freiland. Unterm Dach bleiben Ihre Pflanzen eher gesund. Als nächstes stellen Sie sich folgende Frage: Bin ich bereit, die Pflanzen gegen Krankheiten zu spritzen oder nicht?»

Amerikaner, Hybride und Europäer

Kommt chemischer Pflanzenschutz für Sie nicht in Frage? Dann, so Hermann Zulauf, pflanzen Sie in Ihrem Garten mit Vorteil nur amerikanische Reben oder Kreuzungen, sogenannte Hybride: «Unter Dach bleiben alle Arten und Sorten gesund. Doch Nässe begünstigt Pilze. Freistehend (und ohne Spritzen) werden Europäer jedes Jahr krank, Hybride sind – je nach Witterung – während etwa sieben von zehn Jahren gesund. Amerikaner werden nie krank.»

Die armen Europäer

Vor etwa 150 Jahren stand der europäische Weinbau vor dem totalen Kollaps. Erst wanderte aus den USA der Mehltau ein – ein Schimmelpilz, der amerikanische Reben nicht schädigte. Dann verbreitete sich eine zweite, winzige Amerikanerin in vielen europäischen Rebbergen: die Reblaus. Einmal mehr zeigten sich amerikanische Trauben resistent. Den europäischen Reben machte die Reblaus via Wurzelbefall dagegen fast den Garaus. Sie saugte die armen Europäer aus wie ein Vampir.
«Tja nun, dann machen wir doch einfach aus den Amerikanern Wein!» meinten viele Winzer. Fehlanzeige! «Americanos» schmecken fein ab Rebstock. Und wir von Zulauf legen ihnen solche Sorten für Ihren chemiefreien Hausgarten gerne ans Herz. Aber machen Sie Wein daraus und das Resultat erinnert, gutschweizerisch gesagt, an «Chatzeseich».

Rettung in grosser Not

Drei Innovationen sorgten dafür, dass wir Weinliebhaber – gut 150 Jahre nach der doppelten Katastrophe – europäische Spitzentropfen geniessen dürfen: Eine Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Kombination aus Kupfer und Schwefel eliminierte den Mehltau auf freistehenden Rebbergen. Das Pfropfen von europäischen Reben auf Stöcke mit amerikanischen Wurzeln beendete das Reblaus-Problem. Und die eingangs erwähnten Hybrid-Sorten haben mittlerweile einen derart hohen europäischen Anteil, dass sie nun auch im Weinbau salonfähig werden. Alte Kreuzungen munden heute übrigens in zahlreichen Blauburgunder-Assemblagen.

Hab Sonne im Garten!

Ihr Erfolg mit Trauben im Garten steht und fällt mit der Sortenwahl und mit den möglichen Standorten. Je mehr Licht Ihre Reben geniessen dürfen, umso besser! Im Freiland setzen Sie mit Vorteil auf die grossbeerigen Amerikaner. Für alle anderen Sorten und Standorte lassen Sie sich am besten im Gartencenter Zulauf beraten. Und für den Rebenschnitt besuchen Sie den Zulauf Rebenschnittkurs im Januar.

Fanny

Die runden, grossen, gelbgrünen Beeren der deutschen Hybrid-Tafeltraube Fanny wachsen in sehr grossen Trauben und sind geschmacklich wunderbar fruchtig. Der Stock bringt einen hohen Ertrag und liebt wie alle Trauben einen warmen und geschützten Standort ohne Staunässe. Als eine der früh reifenden Traubensorten können ihre Früchte bereits ab Anfang September genossen werden. 

Buffalo

Die grossen, lockeren Trauben mit saftigen, würzigen Beeren sind sehr aromatisch und haben wie alle Amerikanerreben den typischen Foxgeschmack, der allerdings bei Vollreife kaum noch spürbar ist. Die Buffalo wächst ausserordentlich stark, ist aber eine mittel- bis spätreife Sorte. Sie ist ertragssicher und anspruchslos. 

Seyval blanc

Die alte französische Sorte ist äusserst ertragreich bei mittelstarkem Wuchs. Ihre kompakten und mittelgrossen Trauben mit eher kleineren, sehr saftigen und aromatischen Beeren sind bei guter Lage bereits ab Anfang September erntereif. Diese Hybridrebe ist äusserst resistent gegen Pilzkrankheiten und besitzt eine gute Frosthärte.

Muscat bleu

Eine Schweizer Züchtung aus den 1930er-Jahren. Ihr hervorragendes Muskataroma, die grossen, knackigen, kegelförmigen Beeren an mittelgrossen Trauben und die tiefblaue Färbung machen sie zu einer der beliebtesten Tafeltrauben. Die Hybridrebe bleu ist starkwüchsig, sehr robust, frosthart und kaum anfällig auf Pilze. 

Magliasina

Eine typische Tessinerrebe, die sich perfekt für eine Pergola aber ebenso für das Spalier oder Freiland eignet. Die Magliasina hat grosse, sehr dekorative Blätter mit einer herrlichen Herbstfärbung. Eine starkwachsende Amerikanerrebe, die mittelgrosse, lockere Trauben hervorbringt mit leichtem Foxgeschmack. Sie ist mittelfrüh reifend, äusserst widerstandsfähig und weist eine gute Frosthärte auf.