Beim Abblühen und besonders bei der Fruchtbildung aller Pflanzen spielen pflanzeneigene Wuchsstoffe eine entscheidende Rolle.

Wuchsstoffbildung

Beim Abblühen und besonders bei der Fruchtbildung aller Pflanzen spielen pflanzeneigene Wuchsstoffe eine entscheidende Rolle. Besonders aktive Orte intensiver Wuchsstoffbildung sind die Samenanlagen mit den sich bildenden Embryonen in jungen Früchten. In der Regel wird das die entstehenden Samen umgebende Fruchtfleisch nur dann gebildet, wenn zuvor die weiblichen Embryonen von männlichen Samenzellen befruchtet worden sind und daraufhin spezielle Wuchsstoffe gebildet wurden. In der Natur kommt gelegentlich aber auch Wuchsstoffbildung vor, wenn nur schon die Bestäubung und damit Reizung der Narbe erfolgte, ohne dass wirklich der Pollenschlauch die Eizelle erreicht hätte. Sogar ohne jegliches äusseres Dazutun können in der Blüte spontan Wuchsstoffe für die Fruchtbildung entstehen. Diese beiden letzteren Erscheinungen gibt es unter anderem bei Zitrusfrüchten wie Orangen, Mandarinen und Zitronen, dann auch bei Kaki, Bananen und Trauben. Werden Pflanzen, welche samenlose vollentwickelte Früchte tragen, zufällig in der Natur gefunden oder vom Menschen willentlich durch Kreuzung gezüchtet, können von ihnen Reiser entnommen und daraufhin auf Sämlinge gepfropft werden. Bei Bananen entnimmt man Wurzelausläufer. Die so angezogenen kernlose Früchte hervorbringenden Jungbäume gelangen später in Plantagen.
Bei den in unseren Gegenden wichtigen Früchten Apfel und Birne ist bisher brauchbare Parthenokarpie, wie die jungfräuliche Fruchtbildung ohne Befruchtung und Samenbildung genannt wird, noch nicht gefunden worden. Mir sind nur seltsam geformte, dabei aber weitgehend ungeniessbare Birnen bekannt, die bei einigen Sorten gelegentlich zusammen mit normalen Früchten bis zur Reife heranwachsen.

Samen

Bei Samen von Zitruspflanzen kann ein im Pflanzenreich seltener Effekt auftreten: bei manchen Sorten keimen gelegentlich im Samenkorn nicht nur ein, sondern mehrere Embryonen. Zusätzlich zum einen Embryo, das aus der befruchteten Samenanlage entstandenen ist, gibt es noch andere lebensfähige Embryonen, die sich aus dem das echte Embryo umgebenden Fruchtkerngewebe selbständig entwickelt haben. Diese ‚falschen’ Embryonen müssen und können nicht befruchtet sein, da sie keine eigentlichen Geschlechtszellen sind, sondern bereits das vollständige Erbgut, und zwar dasjenige der Mutter, besitzen. Sie sind somit alle erbgleich, was man bei Pflanzen ‚kernecht’ nennt. Dabei muss es bei solchen Sorten nicht einmal zu einer vollständigen Befruchtung des ‚echten’ Embryos gekommen sein; schon eine Reizung durch einen männlichen Pollenschlauch genügt für die Bildung der ‚falschen’ erbgleichen Embryonen.
Heute gelingt es bei einigen Pflanzenarten, die nicht von sich aus, sondern nur mittels Befruchtung durch Pollen zur Fruchtbildung schreiten, diese durch künstliche Zufuhr der benötigten Wuchsstoffe auszulösen. Dabei werden die erforderlichen Wirkstoffe als synthetische Verbindungen auf die Blüten gesprüht. Die Früchte bleiben, da unbefruchtet, kernlos. Bisher werden aber solche Behandlungen wenig und sehr restriktiv angewandt; sie sind auch aufwendiger als die natürliche Befruchtung, die mittels Pollen, die durch Insekten oder Wind verbreitet werden, erfolgt.