Wir Schweizerinnen und Schweizer wandern unglaublich gerne. Wer in den schönen Schweizer Alpen oder in den Jura-Gebirgszügen auf eine Wanderung geht, begegnet einer reichen und einzigartigen (Alpen-) Flora. Wir stellen elf Pflanzen vor, die vor allem in diesen Gebieten auffindbar sind.

Im Berggebiet und in höheren Lagen ist die Pflanzen-Vielfalt gross. Aber die Pflanzen müssen sich an oftmals widrige Situationen anpassen. Die Winter sind länger, es gibt heftige Gewitter und der Boden ist weniger fruchtbar. Die Pflanzen wurden deshalb zu Spezialisten und haben Strategien entwickelt, um in diesen Extremsituationen gedeihen zu können. 

Bergblumen im Portrait 

Elf Pflanzen, die vor allem in höheren Lagen und somit auf tollen Wanderungen durch die Schweizer Bergwelt anzutreffen sind: 

1. Stengelloser Enzian (Gentiana acaulis)

Der Stengellose Enzian sollte nicht mit dem Clusius-Enzian (Gentiana clusii) verwechselt werden. Obwohl sich die Arten sehr ähneln und beide eine wunderschöne blaue Blüte hervorbringen, haben sie ein abweichendes geographisches Verbreitungsgebiet. Der Stengellose Enzian blüht von Mai bis August in den Alpen, den Jura-Höhenzügen, den Cevennen und Pyrenäen zwischen 800 und 3000 Höhenmetern. Wild vorkommend in den Alpen sind sie geschützt. 

2. Grosse Sterndolde (Astrantia major)

Die grossen Sterndolden werden ungefähr 90 cm hoch und sind nicht nur tagsüber ein echter Blickfang. Auch nachts, wenn das Mondlicht darauf fällt, leuchten die Blüten wie die Sterne am Himmel. Die Blüten sind weiss bis rosa und erstrahlen von Mai bis September. Sie sind auf mageren Bergwiesen bis 2000 Meter Höhe zu finden und teilweise geschützt. 

3. Goldfingerkraut (Potentilla aurea)

Das Goldfingerkraut hat sich optimal an höhere Lagen angepasst. Obwohl die Blütenstängel bis 30 cm hoch werden, bleiben die Blätter bodennah und werden so im Winter rasch von einer schützenden Schneeschicht bedeckt. Das Gold-Fingerkraut ist immergrün und hat gelbe Blüten, die man von Juni bis Oktober bewundern kann. Es ist in Alpennähe (subalpin-alpin) in Höhenlagen von 1300 bis 3200 Metern zu finden. 

4. Bergrose (Rosa pendulina)

Sie ist in vielerlei Hinsicht anders: Sie blüht im Schatten, hat keine Dornen und stacheligen Hagebutten. Aber sie blüht von Juni bis August wunderbar auf einer Höhe von bis zu 2000 m ü. M und ist vor allem in Bergwäldern oder an felsigen Hängen zu finden. Bergrosen sind teilweise geschützt, allerdings inzwischen ziemlich weit verbreitet. 

5. Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum)

Viel besungen, darf auch die Alpenrose nicht fehlen. Sie ist ein immergrüner Zwergstrauch oder Strauch mit einer Höhe von 30 bis 130 Zentimetern. Sie blüht von Juni bis August mit leuchtend roten Blüten. Wohl fühlt sie sich in Wäldern und auf Weiden in Alpennähe. Alpenrosen sind teilweise geschützt. 

6. Gelbes Bergveilchen (Viola biflora)

Das kleine und unscheinbare Bergveilchen mit den gelben Blüten ist in schattigen, feuchten Lagen (z.B. in Bergwäldern) zu finden. Es blüht von Juni bis August. Das gelbe Bergveilchen ist zurzeit nicht geschützt. 

7. Silberdistel (Carlina acaulis)

Auch die Silberdistel, die als Heilpflanze bekannt ist, ist fast nur noch in Bergregionen zu finden. Sie blüht von Juli bis Oktober silberweiss und ist auf halbtrockenen Weiden bis 2800 Meter anzutreffen. Die Silberdistel ist geschützt und selten geworden, da das Düngen die Bestände vernichtet.

8. Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

Nicht anfassen! Der Blaue Eisenhut ist sehr giftig. Schon leichte Berührung kann zu Taubheitsgefühlen führen. Seine wunderschönen violett-blauen Blüten schmücken von Juli bis September die Wandergebiete. Er bevorzugt feuchte Wiesen und Matten bis 3000 Meter Höhe. Auch er ist teilweise geschützt. 

9. Arnika (Arnica montana)

Sie ist nicht nur eine der bekanntesten Heilpflanzen, sondern auch auf unseren Alpenwiesen anzutreffen. Die Arnika blüht von Juni bis August in einem kräftigen Gelb. Durch das regelmässige Mähen der Wiesen wird sie aber immer seltener, ist teilweise geschützt und muss aktiv gepflegt werden. 

10. Alpen-Krokus (Crocus albiflorus)

Der zarte Alpen-Krokus ist eine bezaubernde Frühlingsblume auf unseren Bergwiesen. Kurz nach der Schneeschmelze (ungefähr im Mai) blüht es mit strahlendweissen oder violetten Blütenkelchen. Sie bevorzugen feuchte Wiesen und Weiden in einer Höhe von 600 bis 2700 Metern. Teilweise sind auch sie geschützt. 

11. Alpen-Edelweiss (Leontopodium alpinum)

Ein wahrer Star und inzwischen schwierig zu finden – das Alpen-Edelweiss. Das Edelweiss blüht von Juni bis August. Es bevorzugt kalkhaltigen, steinig-lehmigen Boden und ist oft in Felsspalten anzutreffen. Es ist geschützt und darf keinesfalls gepflückt werden. 

Was bedeutet Alpenflora?

Unter Alpenflora versteht man alle Pflanzen, die in den Alpen oberhalb der Baumgrenze wachsen. Allerdings schwankt diese Grenze regional und so werden teilweise auch Arten dazugerechnet, die zwar vor allem in gebirgigen Lagen vorkommen, aber teilweise auch in Tallage wachsen. 

Biodiversität in Berggebieten

In Berggebieten herrscht im Verhältnis immer noch eine grosse Biodiversität. Denn die intensive Nutzung der Flächen und die Überdüngung gewisser Gebiete im Flachland lässt manche Pflanzen in die Berggebiete ausweichen. In überdüngten Gebieten bekommen konkurrenzstarke Arten rasch die Überhand. Die spezialisierten Pflanzen der Berggebiete haben sich nämlich nicht auf Dominanz, sondern auf das Aushalten von Extrembedingungen eingestellt. Und auch die Klimaerwärmung schafft neue Probleme in den Alpen. Der Lebensraum vieler Pflanzen, also nicht nur der Alpen-Spezialisten, verschiebt sich durch mildere Temperaturen in die Höhe. Die neu angesiedelten Pflanzen verdrängen oftmals die bereits ansässigen.

Viele Bergblumen sind geschützt

Die meisten hier aufgezählten Pflanzen sind mindestens teilweise geschützt. Grundsätzlich gilt: Sehen Sie eine tolle Bergblume, dann machen Sie am besten von weitem, auf dem Pfad bleibend ein Foto und lassen Sie die Pflanze weiterwachsen. So können sich noch viele nach Ihnen daran erfreuen. Gefällt Ihnen eine Pflanze besonders gut, stehen die Chancen gut, dass sie auch in unserem Online-Shop oder im Gartencenter auffindbar ist und in Ihrem Garten kultiviert werden kann. Ein Pflücken solcher Pflanzen macht nie Sinn. Die Natur wird es Ihnen danken. 

💡 Haben Sie gewusst? 

Viele Alpenblumen haben grössere Blüten als ihre Artgenossen im Tal. Durch die kürzeren Sommer und den Mangel an Bestäubern ist der Druck höher, Insekten anzulocken. Deshalb gilt: Je prachtvoller die Blüte, umso besser die Chance auf erfolgreiche Bestäubung.