Jeder Garten ist gestaltetes Kulturgut. Man formt und kombiniert. Dabei kann es sich lohnen, neben einheimischer Flora auch das eine oder andere nicht-einheimische Gewächs in Erwägung zu ziehen.

Einheimische Pflanzen sind im Trend. Lobenswert ist dabei insbesondere das Augenmerk auf regionale und auch gefährdete Wildpflanzen. Wer für seinen Garten ausschliesslich solche Gewächse wählt, ist also konsequent. Was dabei ab und zu vergessen geht: Von Haus aus «Hiesiges» hat seine Blüte Ende Juli meist hinter sich.

Nektarreiche Blüte bis in den Herbst

Für Insekten auf Nahrungssuche sei das durchaus ein Problem, meint Mirjam Bucher Bauer. Sie ist Dozentin für Pflanzenkenntnisse Stauden im Studiengang Landschaftsarchitektur an der Ostschweizer Fachhochschule Ost, Rapperswil, sowie Garten- und Landschaftsarchitektin bei der Zulauf AG in Schinznach-Dorf.

Frau Bucher Bauer liebt unverfälschte Natur, besonders die alpine Flora. Sie unterscheidet aber klar zwischen freier Natur und dem Garten als etwas vom Menschen Erschaffenes, das ihm und der Tierwelt optimal dienen soll.

Aus dieser Perspektive unterstützt sie zwar die Förderung einheimischer Biodiversität, rät Gartenfreundinnen und Gartenfreunden aber dennoch zum einen oder anderen nicht einheimischen Gewächs: «Wir verlängern so die Blütezeit und sorgen für reiche Bienenweiden bis in den Herbst hinein.»

Als Beispiele für spätblühende, pollen- und nektarreiche «Fremdlinge» erwähnt sie den beliebten Mönchspfeffer, der aus dem nördlichen Mittelmeerraum stammt (Blüte von August bis Oktober) und besonders den Bienenbaum, auch bekannt als Honigesche (Juni bis August). Letzterer stammt aus China, sei aber auch hierzulande für Bienen und andere Insekten ein wahres Schlaraffenland.

Je vielfältiger die Pflanzenwelt, umso reicher die Tierwelt

Als Fachfrau stellt Mirjam Bucher Bauer ihrer Kundschaft auch mal die Frage: «Was ist einheimisch? Erlauben wir uns als Gartenfans im Mittelland Pflanzen aus dem Wallis? Oder gar ein Gewächs aus dem Tessin – obwohl es dann von ennet dem Gotthard kommt? Pflanzen sind ja kosmopolitisch. Neuen Nachbarn gegenüber sind sie grundsätzlich offen, solange man auf zueinander passende Lebensbereiche und Ausbreitungsstrategien achtet.»

Am besten von allem viel

Ist der ideale Garten für den Menschen und unsere Vogel- und Insektenwelt also letztlich das Beste aus mehreren Welten? Geht es unterm Strich im Kulturgut Garten um möglichst vielfältige und dichte Bepflanzung mit Bäumen, Sträuchern, Stauden und einjährigen Gewächsen, die lange blühen?

Wissenschaftliche Studien scheinen dies zu bestätigen: Die grösste tierische Artenvielfalt findet man in Gärten, die eine Fülle an verschiedenen Bereichen (sonnig/schattig, trocken/feucht usw.) und eine grosse Pflanzenvielfalt und -dichte aufweisen, wobei geeignete nicht-einheimische Pflanzen das Blütenangebot übers Jahr oft verlängern.

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