Die sommerliche Hitze macht nicht nur uns Menschen zu schaffen, auch das Pflanzenreich leidet unter der sengenden Sommersonne und den wochenlangen Trockenperioden. Im Garten kann man zum Glück etwas Abhilfe schaffen.

Schon immer gab es zeitweise überraschend heisse Sommer oder milde Winter. Doch in den letzten Jahren häufen sich die Extreme. Der Hitzesommer 2018 war besonders extrem – verdorrte Felder, sinkende Grundwasserspiegel und vertrocknete Bäume im Wald waren oft anzutreffen. Aber auch im Frühling 2020 fiel im Februar/März praktisch kein Regen und brachte schon, bevor der Sommer überhaupt anfing, extreme Trockenheit. Und auch der Sommer 2022 hat es in sich.
Vor allem flachwurzelnden Bäumen und Sträuchern bereiten diese Wetterkapriolen Mühe. Obwohl Trockenheit alleine nur selten zum Absterben von Pflanzen führt, ist sie doch der primäre Stressfaktor.

Was ist Trockenstress?

Trockenstress beschreibt den Zustand der Bäume und Pflanzen, wenn sie einer längeren Trockenperiode ausgesetzt sind. Das bekannteste Symptom ist das Welken. Dabei verschliesst die Pflanze die Spaltöffnungen in den Blättern, um die Verdunstung zu vermindern. Die Blätter und Triebe werden schlaff, hängen herab oder rollen sich ein. Nach längerer Zeit werden die schlaffen Blätter bei Stauden knusprig-trocken, bei Laubgehölzen gelblich oder sogar braun. Denn durch das Verschliessen der Spaltöffnungen staut sich die Hitze im Innern der Blätter, was die Zellen zerstören kann. Zudem werden vorhandene Früchte abgeworfen und die Blüten bleiben, falls vorhanden, klein und blass. In diesem Stadium ist die Pflanze zwar meist noch lebendig, doch wird sie alle Blätter verlieren und teilweise bleibende Schäden davontragen. Wenn weiterhin kein Regen in Sicht ist, verdorren die Triebe und die Pflanze stirbt ganz ab. Auch Jahre später zeigen sich Folgeschäden bei Bäumen und Sträuchern. Rosen zum Beispiel werden häufiger von Sternrusstau befallen; Spiersträucher (Spiraea) bilden dünnere und schwächere Triebe aus; Birken können verkahlen, da sie die dünnen Triebe bei Stress abwerfen.

Was tun im Garten?

Wenn Sie erkennen, dass Pflanzen in Ihrem Garten unter Trockenstress leiden, ist Handeln angesagt. Intuitiv greifen viele direkt zur Giesskanne oder zum Gartenschlauch. Doch damit Ihre Pflanzen das kühle Nass geniessen können, sollte einiges beachtet werden: Oftmals ist der Boden so ausgetrocknet, dass das Wasser gar nicht zu den Pflanzenwurzeln gelangt. Vor allem bei stark lehmigen Böden ist das ein Problem. In diesem Fall führt eine einmalige Wassergabe nicht zum gewünschten Ergebnis. Laub- oder Nadelgehölze sollten nicht von oben besprüht werden. Zwar nimmt die Pflanze Feuchtigkeit über die Blätter auf, doch das Wasser verdunstet sehr schnell und kann die Blätter sogar verbrennen. Giessen Sie daher möglichst den Boden unter der Pflanze. Dabei kann ein Giessrand helfen, damit das Wasser an die richtige Stelle gelangt.

Bei starker Trockenheit empfehlen wir etwa zwei bis drei Mal pro Woche eine grosse Menge zu giessen. Denken Sie beim Giessen an einen sommerlichen Platzregen, der etwa eine Stunde andauert.

Bei normalem Gartenboden gilt: Besser zu viel als zu wenig. Eine Über-Bewässerung ist im Garten kaum möglich. Ausnahmen sind aufgeschüttete Böden, beispielsweise auf Garagendächern oder stark verdichtete Böden. Vor allem neu gepflanzte Bäume und Sträucher, die noch kein ganzes Jahr an diesem Standort stehen, benötigen regelmässige Wassergaben. Als Richtwert gelten im Hochsommer etwa zwei grosse Giesskannen pro Baum und Tag.

Was tun auf Balkon und Terrasse?

In Töpfen, Trögen und Balkonkistchen wird zuerst getestet, ob der Wurzelballen der Pflanze trocken ist. Das ist wichtig, um Staunässe zu verhindern. Dazu verwenden Sie entweder einen Feuchtemesser oder bohren mit dem Finger ein 2 bis 4 cm tiefes Loch. Starke Trockenheit ist leicht erkennbar, da sich dann die Erde vom Rand löst. Beim Giessen fliesst das Wasser im Innern der Topfwand entlang direkt in den Unterteller, die Pflanze selbst bleibt trocken. Pflanzen in kleinen Töpfen stellen Sie am besten in ein Wasserbad, bis keine Luftblasen mehr auftauchen.

Auch grössere Pflanzen in Gefässen sind in der Vegetationsperiode dankbar um zusätzliche Wassergaben; Je nach Grösse Ihres Gartens oder Ihrer Terrasse kann es daher sinnvoll sein, ein kleines Bewässerungssystem zu installieren

Längerfristig kann eine gezielte Pflanzenstärkung Ihren Pflanzen helfen, resistenter und vitaler zu werden. Bewährt haben sich Produkte mit dem Nützlingspilz Trichoderma (Avengelus) oder mit Kieselsäure (Schachtelhalmextrakt).

Hitzetolerante einheimische Pflanzen

Wenn die Sommer heisser werden, muss im Garten nicht auf einheimische Pflanzen verzichtet werden. Alle Pflanzen, die natürlicherweise im Tessin oder Wallis vorkommen, gelten als hitzetolerant.

Der Schneeballblättrige Ahorn (Acer opalus) beispielsweise liebt sonnige, sandige Standorte. Er wächst vor allem im Unterwallis. Auch die Flaum-Eiche (Quercus pubescens) fühlt sich an sonnigen, trockenen Orten am wohlsten. Die Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), könnte sich im Mittelland als Gartenbaum durchsetzen. Sie kann gut 120 Jahre alt werden und ähnelt in Wuchs und Höhe der Rotbuche.

Für kleinere Gärten eignen sich Laubgehölze wie die Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis), der Speierling (Sorbus domestica) oder die Elsbeere (Sorbus torminalis). Alle drei überzeugen mit bienenfreundlichen Blüten, grandioser Herbstfärbung und teilweise essbaren Früchten.