Am Sonntag 20. März war offiziell Frühlingsbeginn –die Aargauer Zeitung war in Schinznach und hat Geschäftsführer und Kunden gefragt, wie sie sich auf den Frühling vorbereiten.

Je nachdem, in welcher Abteilung man gerade steht, erinnert die Umgebung an einen Wald, an einen riesigen Garten oder an das Wohnzimmer eines Botanikers. Bonsaibäume, Rosmarinsträucher, Birnenbäume und Stängelprimeln sind hier auf einer Ladenfläche von 20'000 Quadratmeter verteilt, das sind fast drei Fussballfelder. Alleine das Sortiment an Gartenpflanzen umfasst rund 5000 verschiedene Arten und Sorten.

Momentan bereiten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gartencenters Zulauf auf die Hauptsaison vor. «Im Frühling machen wir rund drei Viertel von unserem Jahresumsatz», erklärt Co-Geschäftsführer Johannes Zulauf, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Christian leitet.

Die Warenbestände werden derzeit aufgefüllt und auch die Verkaufsflächen werden thematisch auf Frühling getrimmt. «Die Vogelhäuschen werden demnächst weggeräumt, dafür sind die Insektenhotels jetzt gefragt», so Zulauf.

Am meisten Kundinnen und Kunden – und damit auch den grössten Umsatz – erwartet er Mitte April. Momentan sind besonders Bäume und Sträucher gefragt, weil die jetzt schon angepflanzt werden können.

Wann der Start in die intensive Zeit beginnt, fällt dann auch nicht immer mit dem meteorologischen Frühlingsbeginn zusammen. «Wir müssen ab Anfang März parat sein, die Kundinnen und Kunden kommen vermehrt zu uns, sobald es einige Tage etwas wärmer ist», sagt Zulauf.

Manche Corona-Hobbygärtner haben wohl wieder aufgegeben

Nicht nur gestandene Hobbygärtner decken sich in Schinznach mit Pflanzen und Zubehör ein, sondern auch Grünschnäbel, die bereits jetzt nach Tomatensetzlingen fragen, obwohl es dafür noch etwa zwei Monate zu früh ist. «In der Coronazeit ist das Interesse am Gärtnern gewachsen», sagt Zulauf.

Ob dieser Trend nachhaltig sei, könne er noch nicht sagen. Zulauf:

«Wer sich mit Pflanzen beschäftigt, erlebt auch manchmal Rückschläge, das gehört dazu. Deshalb werden wohl einige wieder aufhören, aber ich bin sicher, es gibt auch solche, die dauerhaft ein neues Hobby gefunden haben.»

Gefragt waren wegen des Lockdowns und der Homeofficepflicht nicht nur Obst und Gemüse, auch der Bedarf an Zimmerpflanzen stieg.

Biodiversität und einheimische Pflanzen sind gefragt

Und was liegt momentan im Trend? «Die Leute wollen einheimische Pflanzen. Biodiversität im eigenen Garten ist vielen wichtig», sagt Zulauf. Welche Pflanzen in diesem Frühling besonders gefragt seien, werde sich erst noch zeigen. «Allerdings gibt es von den einzelnen Pflanzen gar nicht so grosse Mengen, weil wir ja eine enorme Vielfalt haben.»

Bäume und Sträucher stammen bei Zulauf grösstenteils aus der betriebseigenen Baumschule. Setzlinge und Samen für neue Pflanzen gewinnen sie aber nicht selber: «Auch hierfür gibt es spezialisierte Jungpflanzenbetriebe», so der Co-Geschäftsführer.

Sämtliche Pflanzen, die in einem geheizten Gewächshaus gezüchtet werden müssen, werden von Gärtnereien zugekauft. «Nach Möglichkeit kaufen wir regional ein, fast alles hier stammt aus der Schweiz», sagt Zulauf mit Blick über die Anlage.

So gibt es Balkonpflanzen aus dem Oberaargau und Kräutersetzlinge aus dem Wallis zu kaufen. Allerdings sei die Nachfrage nach Pflanzen so gross, dass sich diese nicht komplett mit einheimischen Angeboten abdecken lasse.

Nur Gärtner werden als Verkäufer eingestellt

Damit die Verkäuferinnen und Verkäufer für die Fragen von Gründaumen und Grünschnäbeln bereit sind, finden zur Zeit Mitarbeiterschulungen statt. «Wir stellen ausschliesslich Gärtnerinnen und Gärtner ein, trotzdem müssen diese sich fortbilden», sagt Zulauf. Denn über all die verschiedenen Pflanzen Bescheid zu wissen, sei keine einfache Aufgabe.

«Natürlich gibt es Fachbereiche, und da haben wir auch Expertinnen und Experten für sehr spezifische Fragen», erklärt der Co-Geschäftsführer. Allerdings deckten sich viele Kunden mit allen möglichen Artikeln ein, also beispielsweise mit Gartenerde, Kräutern und Zimmerpflanzen. «Wir wollen verhindern, dass sich jemand an drei verschiedene Verkäufer wenden muss, deshalb benötigen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein umfassendes Wissen.»

Auch Kundinnen und Kunden können sich im Gartencenter weiterbilden. Zulauf bietet Kurse an, in denen thematisiert wird, wie man seinen Rasen richtig pflegt oder Bäume korrekt zurückschneidet.

Zulauf selbst gärtnert auch in seiner Freizeit, allerdings in Massen, wie er schmunzelnd erklärt:

«Ich bin nicht jede freie Minute mit Gartenarbeit beschäftigt – irgendwann will man ja seinen Garten auch noch geniessen können.»

Vom englischen Wald inspiriert

Wir haben auch Kundinnen und Kunden gefragt, was sie für Produkte kaufen, um sich auf den Frühling vorzubereiten, und sind dabei auf die 85-jährige Marlene Peter getroffen.

Eine Zwitscherbox habe sie sich gekauft, und auf die erstaunte Nachfrage des Reporters erklärt sie: «Die macht Vogelgeräusche, wenn ich dran vorbeilaufe. Ich hoffe, meine Nachbarn stören sich nicht daran.» Zudem hat sie «Bluebells» in ihrem Einkaufswagen, zu Deutsch «Hasenglöckchen». «Ich stamme aus England, und dort wachsen diese in den Wäldern. Deshalb haben sie mich an meine Heimat erinnert, sie sind wunderschön.»

Ein paar Gänge weiter treffen wir auf Edith und Alexander Hofmann aus Turgi. Sie sind nur auf einen raschen Einkauf hier, weil es zum Umtopfen einer Pflanze an Material fehlte, sind aber Stammkunden. «Die Auswahl ist riesig, und mit der Bedienung sind wir immer sehr zufrieden», erzählen die beiden, die zwar «nur» einen Balkon haben, dafür aber sehr viele Zimmerpflanzen. «Ich habe mich schon immer dafür begeistert, ohne Pflanzen könnte ich nicht leben», erzählt Edit Hofmann.

«Wir brauchen Erde, um unseren Feigenbaum umzupflanzen», erklären Anja und Philip Stegemann aus Meisterschwanden. Auch ein Übertopf, etwas Deko und eventuell ein Obstbäumchen stünden noch auf der Einkaufsliste. «Wir sind in der Coronazeit umgezogen und haben jetzt einen grösseren Balkon, weshalb ich mich etwas mehr damit beschäftigen kann», erklärt Anja. Philip helfe ihr, sei aber eher für die Kräuter zuständig, erzählt sie mit einem Schmunzeln.