Sie sind in unseren Gärten und in unseren Wäldern allgegenwärtig – und doch gibt es eher selten lebensbedrohliche Vergiftungen durch Pflanzen. Wer ist wirklich gefährdet und wo ist Vorsicht angebracht?

Heilpflanzen und Giftpflanzen sind oft ein und dasselbe. So ist das Gift «Aconitin» des Blauen Eisenhutes, das in kleinen Mengen tödlich ist, in der Homöopathie ein wichtiger und oft eingesetzter Wirkstoff. Für die Pflanzen selbst ist das Gift – wie Stacheln, Dornen oder das Brennen der Brennnessel – einer von vielen Schutzmechanismen, um Fressfeinde abzuwehren. 

Es gibt viele Giftpflanzen

Mehr oder weniger stark giftige Pflanzen wachsen bei uns überall in Wald und Feld, oft ohne unser Wissen. Oder haben Sie gewusst, dass der Gefleckte Schierling, ein unscheinbares, aber hochgiftiges Doldengewächs, bei uns heimisch ist? Die Berührung mit dem Pflanzensaft kann wie beim Riesen-Bärenklau Verbrennungen hervorrufen. Auch Gartenpflanzen wie Buchsbaum, Adlerfarn, Efeu, Osterglocke, Blauregen, Maiglöckchen, Kirschlorbeer, Alpenveilchen, Kartoffeln (Blätter und Blüten) und viele mehr enthalten Gift. Aber wer kommt schon auf die Idee, diese Pflanzen zu essen? Wir meinen, ein verantwortungsvoller Umgang mit giftigen Pflanzen ist wichtig. Aber Panikmache ist fehl am Platz. Sie gehören zu unserer Flora und haben ihre Daseinsberechtigung.

7 Giftpflanzen im Garten

Wir stellen Ihnen sieben Gartenpflanzen vor, mit deren Umgang Vorsicht geboten ist. Dabei haben wir das Augenmerk auf Pflanzen gelegt, die schöne Beeren haben, oder die schon bei Berührung der Pflanze oder deren Säfte Reizungen oder Vergiftungen auslösen können (die Liste ist nicht abschliessend).

Zypressen-Wolfsmilch – Euphorbia cyparissias

Es gibt einige unterschiedliche Wolfsmilch-Arten, die aber alle an den «Scheinblüten» erkennbar sind. Sie eignen sich gut für Trockenbeete und werden gerne in naturnahe Gärten gepflanzt. Der milchige Saft aller Wolfsmilch-Arten enthält ein Gift, das von leichten Hautirritationen bis zu starken Verätzungen führen kann und keinesfalls auf Schleimhäute gelangen sollte. Darum bei Gartenarbeiten immer Hände und Arme schützen.

Echter Seidelbast – Daphne mezereum

Sehr früh (vor dem Blattaustrieb), wunderschön pink blühender Strauch, Blätter lanzettenförmig frischgrün, im Spätsommer (Juli und August) reifen verlockende, rote Beeren heran. Alle Pflanzenteile sind sehr giftig, das stärkste Gift enthalten Samen und Rinde. Der Seidelbast ist auch für sämtliche Haustierarten giftig. Der Kontakt des Giftes mit der Haut kann zu Irritationen oder Blasenbildung führen. Darum beim Schneiden immer Handschuhe tragen.

Wunderbaum – Ricinus communis

Ein sehr dekorativer, äusserst schnellwachsender, einjähriger Halbstrauch mit dunkelroten, sternförmigen Blättern und auffallenden roten Kapselfrüchten. Hochgiftig sind einzig die darin wachsenden, wohlschmeckenden und sehr dekorativen Samen. Bei einem Kind kann ein einzelner Same tödlich sein, bereits Hautkontakt kann allergische Reaktionen auslösen. Um eine Vergiftung auszuschliessen, können die Kapselfrüchte vor der Reife weggeschnitten werden. Rizinusöl wird übrigens auch aus den Samen gewonnen, ist aber ungiftig, da das giftige Eiweiss «Ricin» nicht fettlöslich ist.

Pfaffenhütchen – Euonymus europaea

Ein unauffälliger Strauch, der im Herbst sehr dekorative pink-orange Früchte ausbildet, die von Vögeln sehr gerne gefressen werden. Alle Pflanzenteile sind für Mensch und Tier giftig (ausser den gefiederten), am meisten die Früchte, die einen süssen Geschmack haben. Vergiftungssymptome zeigen sich erst nach 8 bis 16 Stunden, weshalb es oft nicht mehr möglich ist, die Früchte als Urheber zu bestimmen. 

Gemeine Eibe – Taxus baccata

Sehr langsam wachsende, immergrüne Konifere mit weichen Nadeln. Alle Pflanzenteile sind für Menschen und Haus- und Hoftiere giftig, am meisten die Nadeln. Ausgerechnet der rote Samenmantel der Beeren ist völlig ungiftig und die (giftigen) Samen darin dermassen hart, dass sie meistens wieder unverdaut ausgeschieden werden. Rehe und Hirsche sind immun gegen das Gift und Wildtiere fressen gerne die roten, leicht süsslichen Beerenhüllen.

Gemeiner Goldregen – Laburnum anagyroides

Locker wachsender Strauch mit einer prächtigen Blütenfülle im Frühling von gelben Schmetterlingsblüten an langen Rispen. Die ganze Pflanze ist giftig, die stärkste Konzentration ist in den Früchten und in der Rinde vorhanden. Auch für Haustiere gefährlich. In den bis zu 8 cm langen Schoten, die ein wenig wie Bohnen aussehen, sind die stark giftigen Samen. Beim Aufbrechen der Schoten fliegen die Samen oft meterweit (dasselbe gilt auch für den Blauregen). 

Blauer Eisenhut – Aconitum napellus

Schöne, sehr dekorative, aufrecht wachsende Staude mit blauen Blü-
tenrispen und fein gefiederten Blättern. Gleichzeitig eine der gif-tigsten Pflanzen in ganz Europa, alle Pflanzenteile sind stark giftig. Bereits der Hautkontakt kann zu Ausschlägen führen, das Gift wird auch über die Haut aufgenommen – also immer Hände und Arme schützen. Auch für Haus- und Nutztiere giftig. 

3 Fragen und Antworten zu Giftpflanzen

1. Droht Gefahr für Menschen und Haustiere beim Verzehr von Giftpflanzen?

Insekten und Wildtiere merken schnell, wenn eine Pflanze nicht essbar ist. Bei Haustieren ist das schon etwas anderes: Für Besitzerinnen und Halter von jungen Hunden, die oft alles fressen, was ihnen vor die Schnauze kommt, oder anderen kleinen Haustieren wie Hamstern, Kaninchen, Meerschweinchen, Rennmäusen, Schildkröten usw. gibt es nur eines: Sich vor der Anschaffung eingehend informieren und die Tiere von Giftpflanzen fernhalten. 

Erwachsene erleiden meistens Vergiftungen infolge Verwechslung von Pflanzen, wie zum Beispiel Bärlauch mit den giftigen Maiglöckchen, die ähnliche Blätter haben, oder durch giftige Pilze. Von Erwachsenen kann man aber genug Weitsicht erwarten, dass sie sich beim Sammeln von Pflanzen und Pilzen kundig machen. 

2. Für wen droht die grösste Gefahr bei Giftpflanzen? 

Am meisten in Gefahr sind Kinder zwischen 1 und 5 Jahren, sie erkunden ihre Umwelt oft auch über den Geschmackssinn und können den Unterschied zwischen essbaren Johannisbeeren und giftigen Seidelbast-Beeren noch nicht beurteilen. Ein Garten ist ein wunderbarer Ort für Kinder, um erste Entdeckungen zu machen und aufzuwachsen. Wirklich kleine Kinder gehören aber nicht ohne Aufsicht in einen Garten. Und später – so wie Kinder den Umgang mit anderen Gefahren wie heissen Herdplatten, Feuer, Verkehr usw. lernen – können sie durchaus unterscheiden, welche Beeren essbar sind und welche nicht. 

3. Was tun bei einer Vergiftung durch Giftpflanzen?

Bei Verdacht einer Vergiftung erhalten Sie unter der Nummer 145 bei der Tox Info Suisse rund um die Uhr von Ärztinnen und Ärzten Auskunft und Hilfe. Sind bereits Vergiftungssymptome vorhanden, ist die Notrufnummer 144 zu wählen. Vergiftungen bei Kindern durch Pflanzen stehen übrigens in der Schweiz nach (unsachgemäss aufbewahrten) Haushaltsprodukten und Medikamenten mit Abstand erst an dritter Stelle.

💡 Haben Sie gewusst? 

Viele Pflanzen enthalten Giftstoffe. Aber ob es zur Giftwirkung kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielt die körperliche Verfassung des Menschen, die Giftdosis aber auch wo die Pflanze wächst eine Rolle. Standortbedingungen und Vegetationsperiode beeinflussen nämlich die Giftigkeit. Auch schwanken je nach Pflanzenteil die enthaltene Menge und Zusammensetzung stark. 

Interesse am Thema Heilpflanzen? Unser umfassender Artikel stellt acht Heilpflanzen vor.