Man nennt sie nicht umsonst die Dinosaurier der Pflanzenwelt: Farne gibt es schon seit Urzeiten. Sie bezaubern mit ihrem filigranen, einzigartigen Wuchs und passen als wirkungsvolle Protagonisten wunderbar in vornehmlich schattige Gartenbereiche.

Aus fossilen Funden weiss man, dass Farne mit zu den ältesten Landpflanzen gehören. Sie spielten in der Entwicklungsgeschichte der Erde eine bemerkenswerte Rolle. Vor rund 350 Mio. Jahren waren sie zusammen mit den Bärlappgewächsen und den Schachtelhalmen (alles Sporenpflanzen) die wichtigsten Landpflanzen auf unserer Erde, die riesige Wälder bildeten. Damals erreichten Baumfarne eine Höhe von bis zu 30 Metern.

Aus Biomasse wurde Steinkohle

Die Steinkohle-Vorkommen, die heute als Energieträger ausgebeutet werden, haben ihren Ursprung in derselben Zeit. Optimale Wachstumsbedingungen führten dazu, dass enorme Sumpfwälder entstanden und somit eine riesige Biomasse, die sich in Torfmooren ablagerte. Über die Jahrmillionen hinweg entstand so, zusammen mit Schichten von anderen Sedimenten, die Steinkohle.

Die Überlebenden

Im Gegensatz zu den Dinosauriern überlebten einige Farnarten. Die ganz grossen Baumfarne starben aus – aber man muss nicht in die Tropen oder nach Neuseeland reisen, um unter Farnen zu gehen, die grösser als Menschen sind. Adlerfarne mit einer Wuchshöhe von bis zu 3 Metern sind die grössten in der Schweiz einheimischen Farne und bilden zum Beispiel an Tessiner Berghängen bis heute kleine Farnwälder. Weltweit gibt es rund 12 000 Arten, hauptsächlich in den Tropen und Subtropen, in Mitteleuropa sind es ca. deren 100.

In vielerlei Hinsicht einzigartig

Farne gehören zu den Sporenpflanzen, das heisst, sie haben keine Samenanlage, sondern pflanzen sich aus den Sporen fort, die sich an der Unterseite der Blätter entwickeln. Besonders im Frühling wird ein einzigartiges Merkmal der Farne sichtbar: Auf bezaubernde Weise rollen sie die bereits fertig ausgebildeten Blätter auf, die über den Winter geschützt von sogenannten Spreuschuppen auf die neue Wachstumsperiode gewartet haben.

Anmutige Gartenpflanzen

Farne mögen am liebsten halbschattige bis schattige Gartenbereiche mit humosem, lockerem, feuchtem Boden, wie sie zum Beispiel unter Bäumen mit lichtem Blätterdach vorkommen. Es gibt feingliedrige wie Streifenfarn und Venushaarfarn, ganz klassische Arten wie der Gemeine Wurmfarn, oder eben auch exotisch anmutende wie der einheimische Hirschzungenfarn. Sie alle passen bestens zu Gräsern, Blattschmuck- oder Blütenstauden und bringen mit ihrer einzigartigen Textur Abwechslung und Eleganz in einen Garten.

Die nachfolgende Auswahl zeigt einen kleinen Ausschnitt aus der zauberhaften Welt dieser eleganten Urpflanzen.

Pfauenradfarn – Adiantum pedatum 'Imbricatum'

Beim Pfauenradfarn ist der Name Programm – die mehrfach gefiederten, sehr dekorativen Farnwedel breiten sich kreisförmig aus, wie ein Pfauenrad. Wie die meisten Farne mag der Pfauenradfarn einen humosen, feuchten, schattigen Standort. Die auffallend schwarz-glänzenden, grazilen Stängel mit den zartgrünen Fiedern der Sorte 'Imbricatum' werden max. 30 cm hoch. Er ist langsam wachsend, kann aber sehr alt werden, wenn es ihm an einem Standort gefällt.

Gewöhnlicher Tüpfelfarn – Polypodium vulgare

Die ledrigen Wedel des Gewöhnlichen Tüpfelfarns oder Engelsüss unterscheiden sich von anderen Sorten durch die eher grobe, sehr dekorative Fiederung. Der immergrüne, einheimische Farn gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Traditionellen chinesischen Medizin und ist auch bei uns als Heilpflanze bekannt. Er wird nicht sehr hoch (ca. 30 cm), breitet sich aber durch Rhizome stetig aus und bedeckt den Boden. Er wächst sogar in Mauerritzen und auf Bäumen. Eine heimische Art, mit der man auch in unseren Breitengraden etwas «Dschungelfeeling» in den Garten bringen kann.

Sichelfarn – Cyrtomium falcatum

Der Sichelfarn hat breite, ganzrandige, sichelförmige Blätter, die unregelmässig paarweise angeordnet sind. Der Sichelfarn wird ca. 40 cm hoch, der Austrieb ist hellgrün, die älteren Blätter tiefgrün und glänzend – er bleibt immergrün. Er mag humosen, leicht sauren Boden und benötigt im Winter Schutz, etwas Laubstreu gegen den Frost und Äste zur Beschattung vor der Wintersonne genügen.

Becherfarn – Matteuccia struthiopteris

Der einheimische Becherfarn wird auch Straussen- oder Trichterfarn genannt, ist aber nur an den Rändern der Schweiz (Misox und Tessin) wild anzutreffen. In unseren Gärten ist er eine der häufigsten Arten, denn er ist sehr unkompliziert und aussergewöhnlich wüchsig. Schnell bildet er durch seine unterirdischen Rhizome ganze Kolonien. Es ist fantastisch anzusehen, wenn sich im Frühling alle Farnköpfe fast zeitgleich vasenförmig in die Höhe entrollen. Dieser Farn ist eine gute Wahl, um schnell eine waldartige Atmosphäre entstehen zu lassen.

Gemeiner Wurmfarn – Dryopteris filix-mas

Der Gemeine Wurmfarn erhielt seinen Namen, weil er früher als Wurmmittel eingesetzt wurde. Er ist einheimisch, weit verbreitet auf der ganzen Welt und einer der pflegeleichtesten und anpassungsfähigsten seiner Art. Sein attraktiver Wuchs ist trichterförmig und aufrecht. Er ist wüchsig, lässt sich auch durch eher sonnige Standorte nicht vertreiben, falls er genügend Feuchtigkeit hat und erreicht gerne eine stattliche Grösse von 80 bis 100 cm.

Hirschzungenfarn – Asplenium scolopendrium

Dieser einheimische Hirschzungenfarn wirkt wie eine exotische Schönheit – seine ungefiederten, ganzrandigen, ledrigen Wedel sind sehr dekorativ und wachsen aufrecht. Die streifig an der Unterseite der Wedel sitzenden Sporenbehälter sind ebenfalls sehr zierend. Er liebt kalkhaltigen Boden und lebt gerne im tiefen Schatten, ja sogar in Höhlen oder Brunnenschächten. Der immergrüne Farn ist in der Schweiz geschützt. Er wächst in ganz kompakten Horsten und überdauert viele Jahrzehnte. Mit der Zeit recken sich bis zu 50 cm lange «Zungen» dem Himmel entgegen.

Königsfarn – Osmunda regalis

Wer schon einmal einen Königsfarn gesehen hat, weiss, woher der Name rührt. Der prächtige, aufrecht und bis zu 1,5 m hoch wachsende Farn sieht wirklich erhaben aus. Er verdient einen Platz in Einzelstellung. Wenn es dem Königsfarn an seinem Standort gefällt, kann er sehr alt und umfangreich werden, allerdings braucht er dazu einige Jahre Zeit. Der einheimische Königsfarn ist sommergrün, er mag feuchten, kalkarmen Boden und verfärbt sich im Herbst goldgelb.

Regenbogenfarn – Athyrium niponicum var. pictum

Dieser subtil metallisch-silbergrün gefärbte Farn wird auch Schmuck- oder Brokatfarn genannt. Seine spezielle Farbe und die purpurroten Mittelrippen machen ihn zu einer aussergewöhnlichen Erscheinung. Der knapp kniehohe Regenbogenfarn wächst gemächlich zu kompakten Teppichen heran. Durch seine Farbe, die waagrechte Stellung seiner Wedel und das moderate Wuchstemperament bietet er sich geradezu an, mit anderen Blattschönheiten des Schattengartens Kombinationen zu bilden.

Borstiger Schildfarn – Polystichum setiferum 'Plumosum-Densum'

Die feinen, dicht gefiederten Blättchen des Borstigen Schildfarns 'Plumosum-Densum' – oder Flaumfeder-Filigranfarn, wie er passenderweise auch genannt wird – sind sehr dekorativ und sehen wunderbar flauschig aus. Diese Sorte wird nicht sehr hoch, bis max. 40 cm, bildet aber mit ihrem horstigen Wuchs grosse Trichter mit bis zu 80 cm Durchmesser. Der Borstige Schildfarn ist daher ein wirkungsvoller Kandidat für Einzelstellung und ausserdem wintergrün.

Streifenfarn – Asplenium trichomanes

Dieser liebliche, feingliedrige Farn ist bei uns heimisch und oft an halbschattigen Stellen in Mauerritzen anzutreffen. Nicht umsonst heisst er auch noch Steinfeder. Die kleinen, rundlichen Blättchen sitzen an schwarzen Stielen, die Wedel wachsen aufrecht-bogig bis max. 10 bis 20 cm Länge. Der Streifenfarn mag gerne humose Erde an feuchten Standorten, verträgt aber auch Trockenheit erstaunlich gut. Ein Farn für Mauerfugen und Steingärten, der keine Konkurrenz von anderen Pflanzen verträgt, aber sehr langlebig und immergrün ist.