Alle Pilze des Himbeersterbens, ob an Wurzeln oder an Ruten, sind Schwächeparasiten und treten besonders dann auf, wenn sich die Pflanzen aus irgendwelchen Gründen unwohl fühlen

Allgemeines

Das Absterben der Himbeerpflanzen ist eine komplexe Angelegenheit; oft ist es gar nicht möglich, die Ursache dafür festzustellen. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen dem Himbeerwurzelsterben und dem Himbeerrutensterben. Bei beiden Krankheiten handelt es sich um Pilzinfektionen, die im Frühjahr zu einem schlechten oder gar keinem Austreiben der Ruten führen.

Himbeerwurzeln sterben ab

Beim Himbeer-Wurzelsterben sind es Pilze der Gattung Phytophthora, deren Verwandte die Kartoffelfäule verursachen, die in die Wurzeln und den Wurzelhals eindringen und diese zerstören.

Himbeerruten sterben ab

Beim Rutensterben sind meistens gleichzeitig zwei Pilze beteiligt. Der eine verursacht ab Mitte Sommer an den diesjährigen Ruten blauviolette Flecken, ausgehend von den Blattachselknospen. Die Flecken verlängern sich zu Streifen, manchmal wird der ganze Trieb verfärbt. Die absterbende Rinde löst sich im Spätsommer vom Holz ab, worauf die Flecken silbrig-weiss erscheinen. Jetzt können darauf die Fruchtkörper des Krankheitserregers als schwarze Pünktchen beobachtet werden. Der andere Pilz der Rutenkrankheit lässt die Rutenrinde dicht oberhalb des Bodens schwarz verfärben, worauf sie aufplatzt. Die Triebe werden an dieser Stelle sehr brüchig. Beide Rutenpilze überwintern an den befallenen Trieben.

Ursachen

Alle Pilze des Himbeersterbens, ob an Wurzeln oder an Ruten, sind Schwächeparasiten und treten besonders dann auf, wenn sich die Pflanzen aus irgendwelchen Gründen unwohl fühlen. Bei optimalen Lebensbedingungen kann die Pflanze wohl infiziert werden, doch kann sich der Pilz nur mässig oder gar nicht entwickeln, sodass auch kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Bei der artgerechten Pflege der Himbeerpflanzen gilt es an erster Stelle zu bedenken, dass sie an ihren natürlichen Standorten Pflanzen der Waldlichtungen sind, deren Wurzeln nahe der Erdoberfläche vornehmlich in der Moderschicht wachsen, bevorzugt in leicht saurer Erde. Der Boden wird dort nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt, er trocknet also während Schönwetterperioden weniger aus. So sind Himbeeranlagen mit Stroh, Mist oder Laub abgedeckt der gleichmassigeren Bodenfeuchtigkeit wegen auf Krankheiten weniger empfindlich. Frischer Rasenschnitt ist nicht geeignet, da er in grösseren Mengen aufgelegt verfilzt und die so lebenswichtige Luftzufuhr zu den flach verlaufenden Wurzeln beeinträchtigt.

Pflege

Nur bei grosser Trockenheit ist für Wasserzufuhr zu sorgen, jedoch nicht zu oft, sonst wird das Wurzelsterben gefördert. Beim Jäten ist stets darauf zu achten, dass keine Wurzeln, die ja nahe der Erdoberfläche sind, verletzt werden. Jedes Hacken ist zu unterlassen; denn in verletzte Wurzeln und verletzte Ruten können Pilze leichter eindringen.
Wichtig ist, dass nach Regenwetter die Pflanzen rasch abtrocknen. Somit sind die Reihen sofort nach der Ernte zur besseren Durchlüftung auszulichten, indem die abgetragenen Ruten allesamt dicht am Boden weggeschnitten und verbrannt werden. Von den diesjährigen Ruten sind die überzähligen schwächeren schon im Vorsommer wegzuschneiden, nur die zehn kräftigsten Triebe sind auf den laufenden Meter stehen zu lassen. Diese werden im folgenden Jahr die wunderbaren Früchte tragen.

Bekämpfung

Bei sachgemässer Pflege ist eine chemische Bekämpfung des Himbeerrutensterbens selten notwendig. Überall dort wo sie trotzdem notwendig wird, kann mit Kupfer- oder Aluminiummitteln Linderung verschafft werden. Schon bald nach dem Austrieb im Frühjahr, wenn die jungen Ruten etwa zehn Zentimeter aus dem Boden gewachsen sind, ist eine Behandlung angezeigt und im Abstand von vierzehn Tagen bis zur Blüte mehrmals zu wiederholen. Nach der Ernte sollte nochmals ein- bis zweimal gespritzt werden. Nützt das alles nichts, ist der Standort total verseucht und ungeeignet geworden. Da gibt es nur noch eines: den Standort der Pflanzung an eine andere, bessere Lage zu verlegen, wo noch nie Himbeeren wuchsen und mit völlig neuem gesundem Pflanzmaterial von vorne anzufangen. Dasselbe gilt erst recht für das Wurzelsterben, dem mit Chemie ohnehin kaum beizukommen ist.