Ei, Raupe, Puppe, Schmetterling: Die wundersame Wandlung vom krabbelnden Vielfrass zum bezaubernden Falter ist ein Wunder der Natur, das Sie ohne allzuviel Aufwand auch in Ihrem eigenen Garten ermöglichen und geniessen können.

Schmetterlinge werden hierzulande immer seltener. Monokulturen zerstören ihre Lebensräume. Strassenböschungen werden gemäht, bis garantiert nichts mehr blüht. Steriler Rasen bietet keine Nahrung. Kein Wunder also, dass schon 60 % der bekannten Schmetterlingsarten auf der Liste gefährdeter Tiere stehen.

Schmetterlinge in der freien Natur

Es gibt schweizweit Vereine, die in der freien Natur Lebensräume für Schmetterlinge schützen und neue schaffen, beispielsweise durchs Auslichten von Waldrändern und die gezielte Wiederansiedlung einzelner Arten. Ganz einfach ist das nicht, denn Schmetterlinge sind recht wählerische Wesen. Wie die Wildbienen wünschen sie sich vielfältig gestaltete Lebensräume. Die Eiablage, die Futterpflanzen für die Raupen, die Puppen und ihre Überwinterung und schliesslich das Tummelfeld für ausgewachsene Schmetterlinge – jedes Stadium hat seine speziellen Bedürfnisse.

Dennoch ist es gar nicht so schwierig, im eigenen Garten und sogar auf dem Balkon kleine Paradiese für die bezaubernden Tierchen zu schaffen. Bedenken Sie: Auf Ihrem heimischen Garten lastet kein landwirtschaftlicher Produktionsdruck. Sie können ihn in gewissen Grenzen frei und vielfältig gestalten. Eben deshalb sind Parks, Gärten und Balkone in Siedlungsgebieten eine Chance fürs Weiterbestehen vieler Tag- und Nachtfalter.

Schmetterlinge im Garten

Schmetterlinge mögen naturnahe Umgebungen und in diesem Umfeld gilt beim Pflanzenwuchs vorab die Devise «leben und leben lassen». Das bedeutet für Sie zunächst etwas weniger Arbeit. Es heisst aber selbstverständlich nicht, dass Ihr Garten verwildern muss, um den bunten Gauklern ein Daheim und Nahrung zu bieten. Schon ein paar Quadratmeter Blumenwiese wirken wie ein Leuchtturm, der Schmetterlinge auf der Suche nach Nektar kilometerweit zu Ihnen fliegen lässt.

Was uns schmeckt und Faltern mundet

Zahlreiche Gehölze und Sträucher – wir denken da zum Beispiel an auch für uns Menschen attraktive Gewächse wie Himbeeren und Johannisbeeren – sind für Raupen eine wertvolle Bereicherung im Schmetterlingsgarten. Gibts bei Ihnen einen Komposthaufen? Und wachsen dort Brennesseln? Prima. Die Raupen von gleich sechs Tagfalterarten ernähren sich ausschliesslich und viele weitere zum Teil von Brennesseln. Und nicht zuletzt empfehlen wir allen Schmetterlingsfreundinnen und -freunden einen Nutzgarten. Pflanzen Sie Dill, Peterli, Thymian, Salbei, Kerbel oder Lavendel. Gönnen Sie den hungrigen Räupli des Kohlweisslings Rüebli und Kohlrabi (es bleibt auch für Sie noch etwas zum Ernten übrig). Ganz allgemein gilt reichlich Sonne im Schmetterlingsgarten als wichtiges Plus. Ein Garten mit Südlage? Das Optimum. Denken Sie auch an eine flache Tränke, Totholz für die Überwinterung und eine warme Trockenmauer für die Eiablage.

Der Lauf der Natur

Schön ist es, wenn in Ihrem Garten fast immer etwas Heimisches blüht. Empfehlenswert sind Pflanzen mit offenen Blüten. Schmetterlinge tauchen hier ihre langen Saugrüssel möglichst tief in süssen Nektar. Dabei bleibt Blütenpollen am behaarten Körper haften und wird auf der nächsten Blüte wieder abgestreift. Et voilà: satte Falter, bestäubte Pflanzen. So ist der Lauf der Natur. Dazu gehört letztlich auch, dass Schmetterlinge nicht nur schön sind, sondern auch schmackhaft. Zumindest aus Sicht gefiederter Gartenbesucher, die sich deshalb ebenfalls gerne im Schmetterlingsgarten blicken lassen.

Tagpfauenauge auf Sonnenhut

Tagpfauenauge

Das Tagpfauenauge (Inachis io) ist ein bekannter und oft gesehener Gast in Gärten, auf Wiesen und an Waldrändern. Die vier Augenflecken auf den Flügeloberseiten schrecken Fressfeinde ab, gleichzeitig ist die Unterseite der Flügel schwarz-braun gefärbt – bei geschlossenen Flügeln eine perfekte Tarnung. Die Raupe des Tagpfauenauges frisst praktisch ausschliesslich Brennesseln, der Schmetterling ist nicht wählerisch, er saugt von vielen Blütenpflanzen Nektar, wie hier vom Sonnenhut.

Der Schwalbenschwanz erreicht eine beachtliche Grösse

Schwalbenschwanz

Einer der grössten und prächtigsten Edelfalter ist der Schwalbenschwanz (Papilio machaon), dessen Raupe an wunderschöner und auffälliger Färbung dem Schmetterling in nichts nachsteht. Wilde Möhren, Dill und Fenchel sind die Leibspeisen der Raupen dieses wärmeliebenden Falters, der ausgewachsene Schmetterling mag viele Blüten gerne, vornehmlich Natternkopf, Flieder und Kartäusernelke.

Der Admiral liebt Zierlauch

Admiral

Bis zu 1000 Kilometer legen Admirale (Vanessa atalanta) zurück, um im Herbst an die Wärme zu gelangen. Die grossen Wanderfalter mit der roten Binde sind in lichten Wäldern und auf wenig gemähten Wiesen anzutreffen. Auch den Raupen des Admirals schmecken die Brennesseln am besten, der ausgewachsene Falter mag allerlei Blütenpflanzen, wie im Bild den grossen Zierlauch.

Der kleine Fuchs labt sich an Weidekätzchen

Kleiner Fuchs

Und noch ein Brennessel-Fan: Auch die Raupe des Kleinen Fuchses (Aglais urticae) ernährt sich ausschliesslich von Brennesseln. Dieser herrlich gefärbte Schmetterling ist sehr weit verbreitet und kommt in Höhenlagen bis zu 3000 Metern vor. Er ist nicht wählerisch und trinkt an verschiedenen Blütenpflanzen Nektar, gerne an Flieder, Lavendel, Wasserdost, Thymian oder im Frühjahr – wie im Bild – an der Salweide.

Trauermantel

Trauermantel

Der Trauermantel (Vanessa antiopa) bevorzugt lichte, offene Laubwälder, Alleen und auch Obstgärten. Das hat auch mit den Futterpflanzen der Raupen zu tun – sie mögen am liebsten die Blätter von Birken, Salweiden
oder Ulmen. Der erwachsene Schmetterling steht nicht auf Blütenpflanzen, er mag viel lieber austretende Baumsäfte oder schlürft Flüssigkeit an Fallobst, auch Kothaufen verschmäht er nicht.

Diestelfalter

Distelfalter

Seinen Namen hat der Distelfalter (Vanessa cardui) von einer seiner wichtigsten Futterpflanzen, er liebt aber auch (wie im Bild) Wasserdost, Fetthenne, Astern und viele Wiesenblütenpflanzen. Er lebt gerne in Trockengebieten, lässt sich aber bei gutem Blütenangebot auch in Gärten und Parks blicken. Die Raupe mag am liebsten Brennesseln, aber auch Wegerich und Malvengewächse. Auch die Distelfalter fliegen im Spätherbst zur Überwinterung in den Süden.

Es gibt unzählige Bläulingarten

Bläuling

In der Schweiz leben rund 50 der weltweit ca. 6000 Bläulingarten (Lycaenidae). Bei diesem kleinen bis mittelgrossen Schmetterling hat vornehmlich der männliche Falter ein blaue Flügeloberseite, bei den weiblichen ist sie bräunlich. Bläulinge haben einen weit verbreiteten Lebensraum. Raupe wie Falter ernähren sich sehr gerne von Schmetterlingsblütlern wie verschiedenen Sorten von Klee, die Schmetterlinge mögen auch Dost, Blutweiderich oder wie im Bild Fetthennen.

Kaisermantel auf Flieder

Kaisermantel

Der Kaisermantel (Argynnis paphia) ist einer der grössten und ein äusserst elegant gezeichneter Schmetterling. Er ist weit verbreitet und bewohnt am liebsten lichte Wälder und Waldränder, auch Wiesen in Waldesnähe. Die Leibspeise der Raupen sind die Blätter von Veilchen und Mädesüss. Der ausgewachsene Falter liebt Disteln und andere Blütenpflanzen wie Flieder, Dost, Lavendel usw.

Schachbrett - der Name ist Programm

Schachbrett

Die schwarz-weisse Zeichnung hat dem Schachbrett (Melanargia galathea) den Namen gegeben. Der mittelgrosse Falter lebt vorzugsweise in grasbewachsenen Gebieten, auf Wiesen und Lichtungen. So ernährt sich denn auch die Raupe von verschiedenen Gräsern, der ausgewachsene Schmetterling scheint eine besondere Vorliebe für Blüten in den Farben von lila bis violet zu haben: Disteln, Wiesenschaumkraut und Wiesenflockenblume gehören zu seinen Favoriten.