Wer bei «Geranien» nur noch rot sieht, ist – ehrlich gesagt – ziemlich altmodisch. Diese traditionsreichen Balkon- und Terrassenpflanzen erleben seit Jahren eine Renaissance. Attraktive, moderne Züchtungen haben nicht mehr viel mit der verstaubten Balkongeranie von früher gemein.

An der Geranie scheiden sich die Geister. Von den einen wird sie heiss geliebt – sie ist ja auch die beliebteste Schweizer Balkonpflanze – von den anderen verachtet als Symbol von biederer, langweiliger Spiessigkeit. Wenn Sie zur letzteren Sorte Mensch gehören, sollten Sie der vielseitigen und anspruchslosen Dauerblüherin doch mal eine Chance geben, denn: Geranie ist nicht gleich Geranie! Aber beginnen wir von vorn.

Kulturgut mit Migrationshintergrund

Die Geranie stammt ursprünglich aus Südafrika, wo es rund 250 Wildformen gibt, die zum Teil buschig wachsen und bis zu zwei Meter hoch werden. Im 17. Jahrhundert wurde sie nach Europa, genauer nach Holland importiert. Ihrer Ähnlichkeit mit dem europäischen, winterharten Storchschnabel, der auch zur botanischen Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniceae) gehört, verdankt sie ihren Namen. Erst einige Jahrzehnte später entdeckten Botaniker die Unterschiede der beiden Pflanzenarten und gaben der südafrikanischen Pflanze den Namen Pelargonium, weshalb wir sie jetzt auch bei ihrem richtigen Namen nennen. Pelargonien sind sehr einfach zu vermehren, zu züchten und zu halten, sie verbreiteten sich darum im Nu über ganz Europa und haben seither auch hier in der Schweiz einen festen Platz als Balkonpflanze – und auch als Topfpflanze in modernen Gefässen – erhalten.

Abwechslungsreich und unkompliziert

Den traditionellen roten Pelargonien in Balkonkästen an Emmentaler Bauernhäusern lassen wir gerne ihren Platz. Aber haben Sie gewusst, dass es heute hunderte von Zuchtsorten gibt? Sie finden bei uns im Gartencenter rund 70 davon, alle stammen aus Schweizer Produktion. Ihr Farbspektrum reicht von reinweiss über zartrosa, lachsfarben, pink und purpur bis zu tief rot-schwarz, darunter viele zweifarbige oder gefüllte Sorten. Alle Pelargonien haben übrigens eines gemein – sie sind mit genügend Wasser, Nahrung und Sonne äusserst zufrieden und blühen prächtig über den ganzen Sommer. Auch kurze Durststrecken und Mittagshitze ertragen sie vollkommen cool. Die idealen Balkonpflanzen für Menschen, die nicht viel Zeit und vielleicht auch nur einen hellgrünen Daumen haben.

Wie ist die Wuchsform von Geranien?

Nebst der farblichen Vielfalt gibt es Pelargonien auch in verschiedenen Wuchsvarianten: Die aufrecht wachsenden Sorten bilden dichte Blütendolden und buschiges Blätterwerk, während hängende Sorten – auch Efeu-Pelargonien genannt – in dichten Polstern über die Gefässe wachsen und zum Teil meterlange Triebe bilden. Halbhängende Sorten sind Kreuzungen aus diesen beiden. Sie wachsen auch buschig, bilden aber nur leicht überhängende Triebe.

Englische oder Edelpelargonien

Die buschig aufrecht wachsenden Edelpelargonien mit ihren knackig grünen, an den Rändern gezähnten Blättern wurden vormals für Innenräume gezüchtet, heute gibt es auch Sorten, die draussen gut gedeihen, am besten an einem regengeschützten Ort. Der botanische Name Pelargonium grandiflorum sagt es bereits: Englische Pelargonien zeichnen sich aus durch grosse, zum Teil extravagante Blüten. Ihr Blütenreichtum in unterschiedlichen Farben beginnt ab April. Sie lassen sich in Räumen mit 10 bis 15 Grad Wärme problemlos überwintern, die Blütenfülle lässt allerdings im dritten Jahr deutlich nach.

Duftpelargonien – die Eleganten für Nasenmenschen

Wenn für Sie die üppige Blütenpracht der «normalen» Pelargonien einfach etwas zu viel ist und Sie gerne kleinere, elegante Blüten mögen, sind die Duftpelargonien genau richtig für Sie. Die ätherischen Öle verströmen je nach Sorte Düfte von Zitrone, Orange, Rosen, Cola oder Haselnuss. Werden die Drüsenhaare der Duftgeranien berührt, verstärkt sich der Duft.

Er schützt die Pflanzen vor Schädlingen, und die Menschen vor lästigen Insekten. Vor allem Zitronendüfte halten Mücken fern – die ätherischen Öle finden sogar in Heilmitteln Verwendung. 

ProSpecieRara-Pelargonien

Einige dieser alten Sorten gibt es bereits seit dem 18. Jahrhundert. Sie wurden von Liebhabern und Sammlerinnen gehütet und bis heute bewahrt. Für sie gilt im Besonderen, was auch für alle anderen Pelargoniensorten gilt: Sie sind sehr pflegeleicht, anspruchslos und langlebig. Bei den PSR-Sorten fällt auf, dass nicht erst neuere Züchtungen besondere Blütenfarben und -formen aufweisen: Es gibt Sorten wie die «Queen of Denmark», die herrlich gefüllte Blüten, gefärbt von hellrosa über lachs bis zu rosa aufweist, oder die Sorte «Lucie Lemoine», deren prächtige zartrosa Blüten eher wie Rosenblüten aussehen.

Kleine Ansprüche, grosse Freude

Pelargonien gedeihen und blühen am reichsten an einem sonnigen, vor Regen etwas geschützten Ort. Sie benötigen ausserdem möglichst regelmässig Wasser- und Düngergaben, von Letzterem bei den grossblütigen Sorten mehr, bei den Duftgeranien weniger. Sie benötigen daher auch keine spezielle Erde, eine einfache Universalerde (am besten mit Langzeitdünger) genügt. Alle Pelargonien mögen keine Staunässe, darum sollten Unterteller nach dem Giessen ausgeleert werden, die Erde darf aber vor dem Giessen gerne etwas abtrocknen. Giessen Sie die Pflanzen immer direkt am Fuss, nie über die Blätter. Alles Verwelkte und Verblühte sollte regelmässig entfernt werden, damit keine Fäulnis entsteht. Ansonsten heisst es zuschauen und freuen, wie es blüht!